Neues Europa2010-2015

Neues Europa
Installation view: P/ART producersartfair, Hamburg (D), 2014
Neues Europa
Installationsansicht: »rough but gentle« (group show), »Neues Europa«, offspace spenglerei, Wien (A), 2014, eyes on - Monat der Fotografie

Für ihr Langzeit-Projekt Neues Europa (seit 2010) kombiniert Christina Werner (*1976) Fragmente von Medienbildern der Politik mit eigenen Fotografien. In ihrer Installation in der Spenglerei lassen ein dicker Vorhang, Podeste und eine Plakatwand den Ausstellungsraum zur (politischen) Bühne werden. Raum als öffentlicher, politischer Raum und die Inszenierung seiner Protagonisten werden hier zum Thema gemacht.

Sophie Haslinger/Lisa Pehnelt, Kunsthistorikerinnen

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2010 begann Christina Werner Material über rechte Tendenzen in Europa zu sammeln. Ihr Projekt mit dem Titel »Neues Europa« läuft mittlerweile seit vier Jahren, ein work-in-progress, der eine Veränderung dokumentiert. In der Ausstellung stellt die Künstlerin ihre Arbeit in einen Dialog mit dem Ausstellungsraum, und inszeniert eine Art Bühne, die den theatralischen Charakter der politischen Propaganda-Events widerspiegelt.
Die-Raum-im-Raum-Situation erweckt einen Eindruck der Distanzierung von der Umgebung und schafft damit eine Analogie zur Distanzierung der Menschen von den politischen Ereignissen. Die historische Annäherung wird durch die in schwarz-weiß gehaltenen Fotografien unterstrichen, die ihren Ursprung aus den Medien nicht verbergen. Gesten, Mimik oder bestimmte Kampagnenelemente stehen für etwas Allgemeines, gleichzeitig aber auch für eine Tendenz der Rechten, die als Konzept abstrakt gehalten wird, aber in Summe eine konkrete Form annimmt.
Gesellschaftspolitische Fragen ziehen sich wie ein Faden durch die künstlerische Arbeit von Christina Werner. In »Neues Europa« rücken Themen wie Migration, Fremdenfeindlichkeit und deren Ursprung in den Fokus der Betrachtung. Im Gegensatz zu Paul Grahams »New Europe«, an der ihre Arbeit anlehnt, deutet ihre raumbezogene Umsetzung auf andere Aspekte der europäischen Realität. Ihre Installation zeigt, wie durch die gezielte Steuerung der Medien ein Diskurs entsteht, der zu konkreten Veränderungen führt, die weit entfernt von einer Utopie sind.

Elisa Garzón Vecino, Kunsthistorikerin