Dance, Dance, Dance2019

Videoperformance
7min 16 sec

Performerinnen & Stimmen:
Denise Palmieri, Iris Dittler, Lisa Kortschak, Magdalena Schlesinger, Nora Jacobs

Dance Dance Dance
Installation view, Forum Stadtpark, Graz (A), 2019

Die Zwischenkriegszeit mit der Präsenz einer neuen Arbeiter*innenschaft im öffentlichen Raum (Maiaufmärsche, Schauturnen, Festspiele, Arbeiter*innenolympiade) wird zum Ausgangspunkt für eine Arbeit im George-Washington-Hof, der als typischer Gemeindebau des roten Wien gilt. Etwa zur gleichen Zeit etablierten sich moderner Tanz, rhythmische Gymnastik und eine neue Vorstellung von Körperkultur als förderlicher Ausgleich für die arbeitende Frau in der sozialdemokratischen Gesellschaft. Christina Werner arbeitet in ihrer Performance mit historischen Übungsanleitungen für das Schauturnen. Sie begreift Gesten, Haltungen und Bewegungsabfolgen nicht nur in ihren ästhetischen Aspekten, sondern als Methode zur Steigerung der öffentlichen Präsenz von politischen Anliegen.

Eva Pichler/Zweintopf

Performerinnen & Stimmen: Denise Palmieri, Iris Dittler, Lisa Kortschak, Magdalena Schlesinger, Nora Jacobs

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Staged in Vienna’s George-Washington-Hof, Werners video “Dance, Dance, Dance” (2019) originates from multifaceted research, beginning with the building’s history and name. Focusing on its construction period, the city’s concurrent working-class movement, and the area’s transformation into a business district—Werner also learned about George Washington’s love of dancing. Her video features five female performers, presenting a choreography uniting elements of modern dance, gymnastics, and kinematics, which Werner found in historic instruction manuals and archives. Along with their performance, we hear them chanting “Lift your voices” and other encouraging prompts that Werner pieced together from texts and lyrics. The piece is so compelling because of its intentional imperfections, like the small aberrations in the dancers’ movements and timing, as if actively opposing the notion of a conformist group. Given the current political climate, there is a kind of comfort in watching these movements and diverse bodies—like acts of resistance, or finding something we considered lost.

Sabrina Mandanici, independent art criticer and writer
(Textauszug Camera Austria 149/2020)

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Christina Werner interessiert sich für Tanz als soziales Phänomen und dessen politische Bedeutung. Am Beginn ihrer Arbeit für die EXPO Gemeindebau stand eine intensive Recherche zur Kulturgeschichte des modernen Tanzes in Wien. Seine Blütezeit fällt in die Zwischenkriegszeit, jene Zeit also in welcher auch der George-Washington-Hof gebaut, eröffnet und erstmals bezogen wurde. Die damalige Tanzavantgarde steht in starker Verbindung mit einer neuen Vorstellung von Körperkultur, die in der sozialdemokratischen Gesellschaft als gesundheitspolitische Maßnahme vor allem der arbeitenden Frau nahegelegt wurde. Die praktische Grundlage bildeten neue Bewegungslehren, die ihrerseits sowohl in die rhythmische Gymnastik als auch in den modernen Tanz einflossen. Die zum Teil gleichen Protagonist*innen – Pädagog*innen und Choreograph*innen - etablierten die neue Bewegungskultur einmal mehr unter dem gesundheitlichen, einmal mehr unter dem ästhetischen Aspekt.

In Archiven aufgefundenes historisches Material, das ua. Wort und Bild Übungsanleitungen für Schauturnen zeigt, wird von Christina Werner mit Darstellerinnen als Performance neu interpretiert und zusammengestellt. Die Choreographie von Gesten, Haltungen und Bewegungsabfolgen wurde in den Höfen des George-Washington-Hofs in einem Video festgehalten.
Text: Elke Sodin

Performerinnen & Stimmen:
Denise Palmieri, Iris Dittler, Lisa Kortschak, Magdalena Schlesinger, Nora Jacobs

Konzept:
Christina Werner

Kamera, Regie, Schnitt, Ton:
Christina Werner

Aufnahmeleitung, Setfotografie & 2te Kamera:
Veronika Burge

Die Videoperformance „Dance, Dance, Dance“ wurde im Rahmen des „Stadtlabor Gemeindebau“ (Stadt Wien) 2019 erstellt und finanziert

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